Auch bei uns: Vertikal gärtnern mit der Wolkenfarm

28.08.2025
Aktuelles

Aus: DNN vom 27.08.2025:

Zum Gärtnern braucht man keinen Garten und auch keine Erde. Man kann auf kleinstem Raum mitten in der Stadt Gemüse anbauen – wissen die Protagonisten der „Wolkenfarm“ in Dresden und machen es vor.

 

Auf dem Balkon des Kulturpalastes Dresden gibt es nicht nur Bienenstöcke, sondern auch eine kleine Gemüsefarm. Sie besteht aktuell aus vier etwa mannshohen Plastiktürmen. Diese sind hohl, haben am Fuß einen Tank mit einer Nährstofflösung und über die gesamte Höhe kleine Öffnungen. Aus denen wachsen schon prächtige Salatköpfe, Kräuter und sogar eine Gurkenpflanze, die tatsächlich eine ordentlich große Salatgurke trägt.

„Wir haben auch Buschtomaten, Zucchini, Kürbis, Erdbeeren, Paprika und Chili auf diese Weise angebaut. Blumenkohl geht ebenso. Nur mit Kartoffeln, Möhren und Kohlrabi funktioniert das nicht“, sagt Franziska Krone. Sie ist keine gelernte Gärtnerin, sondern Marketingexpertin. Sie und ihr Lebenspartner Florian Purchess sowie weitere Akteure haben in Dresden den Verein Wolkenfarm gegründet. Dessen Ziel ist, den ressourcenschonenden Gemüseanbau durch Aeroponik bekannter zu machen. Denn dieser ist auf kleinstem Raum auch mitten in der Stadt möglich. Man braucht dafür keinen Garten und keine Erde.

Wie der vertikale Gemüseanbau ohne Erde funktioniert

Die Gemüsesamen keimen zunächst in kleinen Kokosquelltöpfchen. Diese steckt man dann mit den Setzlingen in die Öffnungen im Turm. Mittels einer Pumpe werden die Wurzeln alle zwölf Minuten automatisch und im Kreislaufsystem drei Minuten lang mit einer Nährstofflösung berieselt.

Das führt dazu, dass die Pflanzen mit der Zeit lange Wurzeln bilden, die im Inneren des Turmes herunterhängen und so von der Nährstofflösung benetzt werden. Natürlich müssen die Tanks der Pflanztürme, von denen jeder 50 Liter fasst, regelmäßig wieder aufgefüllt werden.

„Durch die gleichmäßige Versorgung der Gemüsepflanzen mit der Nährstofflösung wachsen sie etwa 20 bis 30 Prozent schneller als in der Erde“, sagt Florian Purchess. Pestizide und Herbizide sind tabu. „Bis jetzt hatten wir mit Schädlingen und Pflanzenkrankheiten keine Probleme.“

Was man mit der Anbaumethode spart

„Man könnte mit zehn solcher bis zu 2,40 Meter hohen Türme, wie sie jetzt auf dem Balkon des Kulturpalastes stehen, auf einer Fläche von rund 25 Quadratmetern 700 Gemüsepflanzen produzieren. Gegenüber dem herkömmlichen Gemüseanbau in der Landwirtschaft spart man mit dieser vertikalen Anbaumethode nicht nur enorm viel Platz, sondern auch etwa 90 bis 95 Prozent Wasser“, macht Florian Purchess anhand von Zahlen deutlich

Er arbeitet in der Informationstechnologie bei einem Unternehmen, das sich seinen Worten zufolge mit dem Klimawandel beschäftigt und unter anderem die automatisierte Berechnung des CO₂-Fußabdrucks anbietet.

Florian Purchess und Franziska Krone haben sich Gedanken gemacht, was sie selbst tun können, um „aktiv einen positiven Einfluss auf das Klima auszuüben“ und wurden in diesem Zusammenhang auf das vertikale Gärtnern aufmerksam. Denn das so regional produzierte Gemüse spart viele Ressourcen – nicht nur Platz und Wasser, sondern auch Transportkosten.

Was der Dresdner Verein erreichen möchte

So kam es zur Gründung der Wolkenfarm. Der aktuell nicht als gemeinnützig anerkannte Verein hat zwölf aktive Mitglieder. Etwa zehn weitere Leute packen bei Arbeitseinsätzen mit an.

„Der Ursprungsgedanke war eine solidarische Landwirtschaft. Das hat aber für uns nicht funktioniert, weil viele Menschen am Projekt mitwirken wollten, ohne einen festgelegten Anteil der Ernte abzukaufen“, erklärt Florian Purchess. „Wir haben auch gemerkt, dass ein Wirtschaftsbetrieb gar nicht unser Anspruch ist“, ergänzt Franziska Krone.

Dem Verein gehe es darum, über den vertikalen Gemüseanbau aufzuklären, praktisch zu zeigen, wie es funktioniert und so der Anbaumethode in Dresden zu mehr Verbreitung zu verhelfen. „Unser Traum ist eine Fläche, auf der wir dauerhaft eine sich selber finanzierende Farm mit Gewächshaus sowie einen Bildungshub betreiben.“ Und sie setzen alles daran, dass das Thema vertikales Gärtnern auch bei der Buga in Dresden eine Rolle spielt.

Wo vertikales Gärtnern schon praktiziert wird

Andernorts ist man mit dem vertikalen Gärtnern schon weiter. In Dubai oder auch in Singapur zum Beispiel wird Vertical Farming längst praktiziert. Auch in Paris wird auf dem Dach des Pavillons 6 der Pariser Expo Porte de Versailles vertikale Landwirtschaft betrieben – unter anderem mittels Hydroponik und Aeroponik.

 

Wo die Wolkenfarmer in Dresden gärtnern

Weil dieser Platz dieses Jahr nicht mehr zur Verfügung stand, ist der Verein Wolkenfarm dankbar, dass er seine Pflanztürme zum einen auf dem Balkon des Kulturpalastes aufstellen durfte. Wen es interessiert, der kann sich zu den Öffnungszeiten im Kulturpalast die kleine Farm auf dem Balkon aus der Nähe ansehen. Informationen zum vertikalen Gärtnern liefert der Verein noch in Form einer Info-Tafel nach.

Ein weiterer Standort der Wolkenfarm ist aktuell das Gelände der Stadtentwicklungs- und -sanierungsgesellschaft Dresden (Stesad) an der Königsbrücker Straße.

„Die Idee des ressourcenschonenden Urban Farming hat uns sofort überzeugt, denn auch wir als Stesad wollen aktiv Lösungen gegen Klimawandel und städtische Überhitzung fördern. Besonders beeindruckt hat uns, wie platz- und wassereffizient die Methode funktioniert – erste Ernten auf unserem Gelände sprechen für sich“, gibt Geschäftsführer Axel Walther Auskunft.

Fotos: STESAD


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