Bauen mit nachwachsendem Rohstoff

2.300 Kubikmeter Holz verbaut

24.08.2022
CO2-Reduzierung

 

Nach den Herbstferien – offiziell zur Übergabe des Gebäudes am 4. Oktober – wird das neue Schulgebäude am Schilfweg 3 den 15 Lehrenden um Leiterin Linda Mathews sowie 226 Grundschüler*innen übergeben. Deren Alltag findet schon bald in einer besonderen Atmosphäre statt – wie sich auf der kürzlich abgehaltenen Sommertour von Bildungsbürgermeister Jan Donhauser der interessierten Öffentlichkeit offenbarte. Das neue Haus – außen und innen – ist durch einen nachwachsenden Rohstoff charakterisiert: Holz. Das Ensemble besteht aus rund 2.300 Kubikmeter Holz, wie der verantwortliche Architekt Peter Zirkel den Gästen der Sommertour erläuterte. Im Fokus des Vorhabens, für das die STESAD GmbH die Projektsteuerung verantwortet, standen von Beginn an die Aspekte: Nachhaltigkeit, Zeit und Finanzen. Heißt: Um allen drei Notwendigkeiten Genüge zu tun, musste eine Firma gesucht werden, die in den Grenzen eines festen Budgets zügig und möglichst ressourcenschonend das Projekt mit allen Beteiligten realisiert.

«Diese Firma wurde mit der Blumer Lehmann AG aus der Schweiz gefunden», erklärt STESAD-Mitarbeiter Curt Rippka. Die Erfahrung der Schweizer mit Holzfertigmodulen habe man für den Neubau am Schilfweg genutzt. In einem Firmenwerk in Fulda gefertigt, fanden die Holzmodule auf den Ladeflächen von Lastkraftwagen den Weg nach Dresden-Seidnitz.

Gerade in Anbetracht der anhaltenden Corona-Pandemie und dem Russland-Ukraine-Konflikt sei der erfolgreiche Fortgang der Baumaßnahme erstaunlich und erfreulich zugleich. Die Gesamtbauzeit wird im Oktober dieses Jahres bei 21 Monaten liegen – trotz Materialknappheit und teilweise 25 Bauleuten in Quarantäne in Corona-Hochzeiten. Die ersten fünf Holzfertigmodule lieferte und stellte Blumer Lehmann AG kurz vor Weihnachten 2021. Die letzten im Juli dieses Jahres.

Da man auch bei den Kosten bei rund 20,0 Millionen Euro und damit im unteren Durchschnitt vergleichbarer Größenordnungen im Schulbau bleiben wird, zeigt der Neubau am Schilfweg: Nachhaltiges Bauen führt nicht zwangsläufig zu Preisexplosionen. Fassadenbegrünung, ein Gründach und integrierte wie auch aufgesetzte Nistkästen sind neben der vergrauten Holzfassade die sichtbarsten Zeichen des grünen Gedankens. «Die CO2-Speicherung durch Holzmassivteile beträgt bei diesem Vorhaben circa 2.000 Tonnen. Hätten wir einen konventionell-mineralischen Bau realisiert, würden dagegen 1.700 Tonnen Ausstoß zu Buche stehen“, so Peter Zirkel bei der Presserunde. Das durch das Holz gebundene CO2 entspricht circa der dreifachen jährlichen Verbrauchsmenge der STESAD.

Die weiteren Vorzüge: Es entsteht wenig Sondermüll, beim Rückbau ließen sich sehr viele Teile problemlos trennen und wären wiederverwendbar. Die meisten Bauelemente seien gefügt und nicht geklebt, erklärt Curt Rippka dazu.

Am Schilfweg wird der Bau mit Raummodulen zum ersten Mal in der Landeshauptstadt Dresden konsequent bei einem öffentlichen Gebäude umgesetzt. Der Rohbau war bereits Anfang Mai abgeschlossen. Bei der Sommertour des Bildungsbürgermeisters erläuterten Jan Donhauser und die Leiterin des Amtes für Schulen, Dr. Katrin Düring, dass aus der zunächst als Auslagerungsstandort geplanten Schule zum Start nun doch die feste Heimat der 33. Grundschule werden wird. Das Gebäude könne aber insgesamt für 450 bis 500 Schüler*innen genutzt werden. Damit seien laut Raumkonzept die Voraussetzungen für eine 2-zügige Grundschule oder eine 3-zügige Oberschule geschaffen. Je nach Bedarf kann also entsprechend reagiert und umstrukturiert werden.

Der dreigeschossige Neubau mit der markanten Holzfassade ersetzt das ehemalige Gebäude der Volkshochschule. Neben dem alten Typenbau wurde auch eine Turnhalle abgerissen. Die neue Schule gliedert sich in zwei versetzte Baukörper, der Korpus in Holz-Modulbauweise ist mit dreidimensionalen Raummodulen mit 4×19 Meter Grundfläche konzipiert, die Räume orientieren sich in jedem der beiden Hauptbaukörper um einen Innenhof herum. Die Holzfassade ist vorgehängt und hinterlüftet, zudem existiert ein außenliegender Sonnenschutz. „Der dunkle Anstrich der Fassade wurde bewusst gewählt. Diese sogenannte Vorvergrauung schützt das Holz vor ungleichmäßiger Verwitterung und bietet langfristigen Schutz“, sagt Curt Rippka. Im Außengelände wird derzeit fleißig gewerkelt. Unter anderem wurde bereits eine große Kletterspinne aufgestellt, die nicht nur für die Schüler*innen, sondern für alle Bewohner*innen des Viertels zugänglich und nutzbar sein wird.

Bis zum zweiten Quartal 2025 soll neben dem Schulgebäude auch noch eine Zweifeld-Sporthalle auf dem Gelände entstehen. „Diese wird mit einer Fotovoltaikanlage und einem Gründach ausgestattet“, so Rippka weiter. Der Genehmigungszeitraum für die Sporthalle soll bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein, die Bauausführung ist dann vom 3. Quartal 2023 bis zum 2. Quartal 2025 geplant. Die Kosten für die Sporthalle sind mit circa 7,2 Millionen Euro kalkuliert. Während sich Curt Rippka federführend um den Bau der Sporthalle kümmern wird, betont er zum Abschluss die Verdienste von Projektleiterin Katrin Sonntag und die wichtigen Vorarbeiten im Team von Anja Georgi sowie dem ehemaligen STESAD-Mitarbeiter Thomas Puls beim Bau der Schule am Schilfweg. Für die Landeshauptstadt ist damit ein Prestigebau in Sachen Nachhaltigkeit entstanden, der für zukünftige Vorhaben im Schulbau Anschauungsmaterial liefert und Vorbildcharakter haben dürfte.

Fotos: STESAD GmbH


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